Gestern feierte die Hochschule ihr 30-jähriges Bestehen bei einem Festakt im Audimax. Der Präsident der Hochschule Prof. Dr. Andreas Wilms begrüßte rund 180 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, die der Einladung ins Audimax auf dem Campusgelände gefolgt waren, darunter die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg Dr. Manja Schüle. Die Festveranstaltung stand ebenso wie das ganze Jubiläumsjahr unter dem Motto „Wissen wirkt“.
Eine sichere Bank: die THB als Wertanlage
Die Technische Hochschule Brandenburg hatte am 5. Oktober 1992 mit den Studiengängen Maschinenbau, Betriebswirtschaftslehre und Angewandte Informatik den Vorlesungsbetrieb aufgenommen. Heute bietet sie 24 Studiengänge in drei Fachbereichen an, darunter auch duale, berufsbegleitende und Online-Formate. Eine echte Erfolgsstory also, findet nicht nur Wissenschaftsministerin Manja Schüle.
„30 Jahre Technische Hochschule Brandenburg sind 30 Jahre Erfolgsgeschichte“, betonte die Politikwissenschaftlerin und Politikerin. 1992 mit 62 Studierenden gestartet, sei die Zahl der Studierenden um mehr als 4.000 Prozent gestiegen. "Einen derartigen Zuwachs hat keine deutsche Aktie in den vergangenen 30 Jahren geschafft.", so die Ministerin.
Die THB und ihre Studienangebote seien wegweisend, weltoffen und zugleich regional in Gesellschaft und Wirtschaft verankert, so die Potsdamerin: „Mit ihren Schwerpunkten Informationssicherheit, Digitale Transformation und Energieeffizienz ist sie nicht nur Zukunftsgestalterin, sondern treibende Kraft der regionalen Entwicklung. Ihre jährliche Dividende heißt Innovation, Transfer und Kooperation – konkreter: Patente, Ausgründungen und Start-ups!“
Aufbruch und Aufbau nach der Wende
Mit ihren 30 Jahren hat die Hochschule schon so einige geistige Kinder auf den Weg gebracht – und hat in der Rückschau ihrerseits gleich mehrere Mütter und Väter, wie das in den Familien heutzutage eben manchmal so ist. Mit Gründungsrektor Prof. Dr. Helmut Schmidt und Manja Schüles Amtsvorgänger Dr. Hindrich Enderlein saßen zwei maßgebliche „Geburtshelfer“ der Hochschule im Publikum des Festakts.
Auch aus den Reihen der Stadtverordneten von damals waren Vertreter zugegen. Einer von ihnen, Prof. Dr.-Ing. Thomas Götze, war ein Mitglied jenes Stadtrats, der ab 1991 den Weg zur Neugründung der Fachhochschule Brandenburg politisch aktiv begleitete. Seit vielen Jahren ist der Ingenieur zudem ein geschätztes und sehr engagiertes Mitglied des Kollegiums am Fachbereich Technik.
In seiner Rede erinnerte sich er Brandenburgs Oberbürgermeister Steffen Scheller an die Anfänge auf dem Weg zur Studierendenstadt. „Was heute kaum noch vorstellbar ist: Es gab damals wirklich Bedenkenträger, die meinten, dass es nicht möglich sei, in einer ‚Arbeiterstadt‘ mit ‚geringer akademischer Tradition‘ eine Hochschule anzusiedeln“, so Steffen Scheller. „Zum Glück setzten sich damals diejenigen Politikerinnen und Politiker durch, die über die nötige Weitsicht verfügten und das Potenzial erkannten, dass eine moderne technisch geprägte Hochschule für den damals gerade begonnenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umgestaltungsprozess darstellen kann.“
Wiedersehen mit Wegbegleitern und Wegbereitern
EHHRENSENATOREN
Mit Weitsicht waren indes nicht nur Politikerinnen und Politiker gesegnet, auch gesellschaftlich engagierte Geschäftsleute haben die Geschicke der vergleichsweise jungen Hochschule nach der Jahrtausendwende mitgestaltet. Etwa die drei Ehrensenatoren, die die Studierendenstiftung der Hochschule mitgründeten oder von Beginn an zu den Unterstützern der THB zählten und den Innovationspreis BraIn maßgeblich mitsponsern.
Erinnerungen an bescheidene Anfänge
Auch Technikchef Lutz Hosenfelder, der länger als jeder andere im Dienst der Hochschule stand und steht, durfte in viele vertraute Gesichter schauen. Die behelfsmäßige, schrittweise Konversion der einstmals militärisch genutzten Liegenschaft, die Suche nach Fachkräften und die Beschaffung der technischen Ausstattung - die Anfangsjahre sind ihm noch gut in Erinnerung. „Beim großen Parkplatz waren 26 Garagen“, erzählt der gelernte Elektriker. „In einer davon stand sogar noch ein Hubschrauber.“
Im Erdreich wurden Unmengen von Munition geborgen und in einer tiefen Grube kontrolliert gesprengt – an den dumpfen Knall erinnert sich Lutz Hosenfelder heute noch. Was an Behelfsmäßigkeit, fehlenden Räumlichkeiten und technischer Beschaffung ein Problem darstellen mochte, machte der gute Betreuungsschlüssel wieder wett. Für die 62 Immatrikulierten im Wintersemester 1992/93 waren acht Professoren und eine Professorin verantwortlich.
Gemeinsame Zukunft von Stadt und Hochschule
Die musikalische Untermalung des Festakts besorgte das Trio Creativo, bestehend aus zwei Musikerinnen und einem Musiker der Brandenburger Symphoniker: Vitaliy Shlyachov am Fagott, María de las Mercedes Guzmán García an der Oboe und die Flötistin Marta Masini trugen zwischen den Ansprachen ausgewählte Stücke von Joaquim Malats, Antonio Vivaldi, Dmitri Schostakowitsch und Manuel Penella vor.
Der Journalist und jahrelange Wegbegleiter der Hochschule Benno Rougk befasste sich in seiner Festrede mit dem Titel „Lange im Schatten – jetzt Wachstum!“ intensiv und kritisch mit dem Zusammenspiel zwischen der Stadtentwicklung und dem Kurs der Technischen Hochschule Brandenburg. Beide Wege seien eng miteinander verwoben und zudem von den großen aktuellen Themen in Politik und Gesellschaft beeinflusst – allen voran der demografische Wandel.
„Es ist Zeit darüber zu reden, wohin wir als Stadtgesellschaft wollen“, forderte der Redaktionsleiter das Publikum auf, „und wie sich die Stadt und die Hochschule gemeinsam entwickeln können.“ Für eine positive Entwicklung böten Infrastruktur und Standort von Brandenburg an der Havel beste Voraussetzungen. Nun komme es darauf an, die Prozesse zu erkennen und aktiv mitzugestalten, wobei auch die Professorinnen und Professoren genau wie die Studierenden gefordert seien.
Enge Zusammenarbeit zwischen Hochschule und regionalen Akteuren
Das ließen sich die zahlreich erschienenen Kooperationspartnerinnen und -partner der Hochschule nicht zwei Mal sagen und schmiedeten nach Abschluss des offiziellen Festakts zusammen mit den anwesenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern neue Pläne für weitere gemeinsame Projekte. Denn Wirtschaftsunternehmen in der Region sowie Akteurinnen und Akteure aus Politik und Gesellschaft in der Stadt Brandenburg an der Havel und den angrenzenden Landkreisen profitieren als Partner der Hochschule von „Wissen, das wirkt“: Nicht nur beschäftigt die THB mehr Informatikerinnen und Informatiker als jede andere Hochschule im Land Brandenburg. Studiengänge wie Digitalisierung und Management, Elektromobilität oder Energieeffizienz technischer Systeme tragen auch drängenden Problemfeldern unserer Zeit Rechnung. Ganz, wie es Dr. Manja Schüle ausdrückte: „Wissenschaft und Forschung sind ein Bullenmarkt der Zukunft. Und die THB ist einer unserer Brandenburger Blue Chips.“