Aufgrund des Krieges flüchten nach wie vor Menschen aus der Ukraine nach Deutschland, insbesondere Frauen und Kinder. „Das Schicksal dieser Menschen berührt mich sehr und ich habe das Bedürfnis zu helfen“, sagt Prof. Dr. Olga Levina, die selbst ukrainische Wurzeln hat und neben Deutsch fließend Ukrainisch, Englisch und Russisch spricht. Außerdem beschäftigt sie sich im Rahmen ihrer Professur intensiv mit einfachen Programmiersprachen und ermutigt Menschen über niedrigschwellige Angebote wie das Summer Coding Festival der THB zum Programmieren.
Besonders das schnelle Erlernen der deutschen Sprache erkannte die Professorin frühzeitig als Herausforderung, um ukrainischen Familien das Ankommen in ihrem neuen Zuhause in Deutschland zu erleichtern. „Für kleine Kinder, die noch nicht lesen können, stellt dies eine große Hürde dar“, erläutert die Wissenschaftlerin. „Die Mütter haben hingegen mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Sie müssen in kurzer Zeit von 0 auf 100 einen Neuanfang schaffen und sich Kleidung, eine Wohnung und einen Arbeitsplatz organisieren.“
Bereits im Frühjahr 2021 begann Olga Levina damit, gemeinsam mit ihren eigenen Kindern am Wochenende und am Abend erste „sprechende Bilder“ am Computer zu erstellen: Sie zeigt mithilfe des Online-Angebots TinyTap ein Mädchen in ihrem Umfeld. Kinder können spielerisch Vokabeln lernen, indem sie in verschiedenen Anwendungen abgebildete Spielgeräte auf einem Spielplatz, Utensilien im Badezimmer, Kleidungsstücke, Tiere oder Obst und Gemüse anklicken. Dann erklingt in den drei Sprachen Deutsch, Ukrainisch und Russisch die jeweilige Bezeichnung des Gegenstands. Ganz ohne lesen zu können bzw. das lateinische Alphabet beherrschen zu müssen. Ein digitales Spiel, das den Kindern Sicherheit im neunen Umfeld verschafft. Zudem können auch sie die Lehrenden sein: Wie die russischen oder ukrainischen Worte ausgesprochen werden und was sie bedeuten, ist ja nicht immer den betreuenden Personen klar.
Die Anwendungen sind hier im Internet zu finden. Sie können am Smartphone, Tablet oder Computer, am besten über den Browser, genutzt werden und werden stetig erweitert. „Perspektivisch laden wir Gruppen von Kindern an die Hochschule ein, sodass sie selbst weitere Vokabeln in die digitalen Bildwörterbücher einarbeiten können – das ist gar nicht so schwer.“ Auch sei es denkbar, sich konkret an den Bedürfnissen von Familien oder dem pädagogischen Personal in Kindertagesstätten und anderen Betreuungseinrichtungen zu orientieren. „Hinsichtlich der Sprachen stehen uns ebenfalls alle Möglichkeiten offen. Wir könnten genauso Bildwörterbücher für Syrisch, Chinesisch oder Französisch erstellen. Allerdings brauchen wir dafür Unterstützerinnen und Unterstützer, die uns mit Audio-Aufnahmen der korrekt ausgesprochenen Vokabeln aushelfen“, so Olga Levina. „Gerne kommen wir auch in die Kitas oder Schulen und erstellen gemeinsam vor Ort das nächste digitale Bilderbuch!“
Das Projekt TRI hat die Professorin bereits im vergangenen Jahr beim Technologie.Transfer.Tag. im Wettbewerb um den BraIn - Brandenburger Innovationspreis vorgestellt und den zweiten Platz für den Innovations-Award belegt, der mit 2000 Euro dotiert war. Beim diesjährigen Summer Coding Festival der THB am Freitag, 2. Juni 2023, sollen Schulklassen und andere Interessierte die Gelegenheit erhalten, an den digitalen Bildwörterbüchern zu arbeiten und so ihre Fähigkeiten in einfachen Programmiersprachen zu schulen. Es stehen auch wieder andere Projekte auf dem Plan und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können eigene Vorhaben in die Workshops mitbringen. Erste Anmeldungen für das Summer Coding Festival sind über ein Formular im Veranstaltungskalender der Hochschule unter www.th-brandenburg.de/veranstaltungen möglich.
Technische Hochschule Brandenburg
Die 1992 gegründete Technische Hochschule Brandenburg ist eine moderne Campushochschule mit Sitz in Brandenburg an der Havel. Das Lehrangebot der Hochschule erstreckt sich über die Fachbereiche Informatik und Medien, Technik sowie Wirtschaft – zunehmend auch in berufsbegleitenden und dualen Formaten. Die THB fördert besonders die Möglichkeit eines Studiums ohne Abitur. Die rund 2.500 Studierenden werden durch 73 Professuren betreut. Alle Studiengänge führen zu einem Bachelor- oder Master-Absschluss. Mehr Informationen unter www.th-brandenburg.de